Fritz Griebel (1899–1976) ist einer der bedeutendsten fränkischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Umso erstaunlicher ist, dass sowohl sein künstlerisches Schaffen als auch sein Wirken als Direktor der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu vergessen oder unbekannt sind. Dies war Anlass vorliegender Monographie, die erstmals Leben und Werk Fritz Griebels ausführlich vorstellt.
Bereits 1927 waren seine Werke auf der Graphischen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Dresden vertreten. »Sie hat sich den Gedanken zu eigen gemacht, die Auswahl des Besten zu zeigen, das von zeitgenössischen Künstlern an Druckgraphik geschaffen wird.« (Die Ausstellungsleitung). In der Aufnahmejury waren zum Beispiel Otto Dix, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Karl Schmidt-Rottluff und Max Slevogt vertreten.
Griebel war sehr am Mythos sowie an der Antike interessiert und maß dem Unbewussten und Traum hohe Bedeutung bei. Sein facettenreiches Oeuvre umfasst Gemälde, Aquarelle, Scherenschnitte, Zeichnungen in Tusche, Kreide, Rötel oder Bleistift sowie Entwürfe für Tapisserien. Seine Scherenschnitte mit ihrer »archetypischen Chiffrierung des Sichtbaren« (Jutta Zander-Seidel) sind von internationaler Bedeutung. Er darf daher als Wegbereiter des modernen Scherenschnitts gelten. Seine Stillleben, Akt- und Landschaftsdarstellungen haben häufig surreale Anklänge. Griebel stellt in seiner Kunst die schwierige Frage: Was ist der Mensch?
Erstmals wird Fritz Griebel in seiner Funktion als Professor und Direktor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg vorgestellt. Ohne sein kulturpolitisches Engagement würde es heute in Nürnberg keine Akademie mehr geben. Denn die Kunstakademie in München sollte alleinige Ausbildungsstätte in Bayern sein. Bisher nicht erforschtes Archivmaterial gibt Einblick in die personellen und administrativen Schwierigkeiten, mit denen Griebel sich konfrontiert sah. Anschaulich wird ein Stück deutsche Akademiegeschichte nach 1945 vermittelt, die von Entnazifizierung, katastrophalen Lebensumständen, aber auch von Hoffnung geprägt war.