Quellen und Forschungen zur europäischen Ethnologie, Bd. XX, hg.v. Dieter Harmening, Softcover, 274 Seiten
An der Überlieferung der Salzburger Synodalstatuten des späten Mittelalters untersucht die Autorin, inwieweit diese Quellengruppe zum Kirchenrecht tragfähige Aussagen für eine eigenständige sogenannte „Volkskultur“ geben kann, oder ob hier nur „elitär-klerikale“ Religionspraxis zu fassen bleibt.
Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Diskurstraditionen wird eine Darstellung zur gegenwärtigen Diskussion um die Bedeutung der Kategorien „Eliten- und Volkskultur“ für eine Kultturgeschichte des Religiösen geboten.
Eine ausführlich analysierende Darstellung von Entstehen, Entwicklung und Tradition kirchlicher Gesetzgebung eröffnet Einsichten in ihre Systematik, die Praxis der Normenfindung und den Kontext ihres Gebrauchs.
Die Kenntnisse zum spezifischen Spannungsverhältnis der Statuten zwischen Autorität — Norm — Realität, ihre kanonistischen wie dogmatischen Prägungen erweisen sich als unabdingbar für eine gattungsmäßige Interpretation der Quellengruppe. Damit gehört die Studie in den Umkreis des interdisziplinären Forschungsschwerpunktes zur „wissensvermittelnden und wissensorganisierenden Literatur des Mittelalters“.
Es handelt sich um einen aktuellen Beitrag zu der vorallem auf volkskundlicher Seite skeptisch geführten Theoriediskussion über Vorstellungen von „Volkskultur“, die sich zur Zeit gerne „anthropologisch“ nennen.