Franziska Duch, Manuela König, Rainer Leng, Frank Jasper Noll
587 S., 18 x 24,7 cm; Hardcover, Fadenheftung
Im Kontext mediengeschichtlicher und epistemischer Umbrüche
verstärkt sich im 15. Jh. die Tendenz zur Entfaltung
enzyklopädischen Wissens und zur Ausbildung entsprechender
Erzählverfahren und Strukturen im volkssprachigen
Roman. Dessen Nähe zu einer ‘enzyklopädischen Poetik’
ist dabei nicht neu, sie reicht bis in die hellenistische Antike
zurück und knüpft daran im Mittelalter an. Aber sie gewinnt
in der neuen Form des Prosaromans eine verstärkte,
teilweise neue Dynamik. Der vorliegende Band misst das
weite und durchaus disparate Feld ‘enzyklopädischen Erzählens’
aus und vertieft die Befunde anhand paradigmatischer
Einzeltexte. Sie zeigen, wie sich die Leitgattung volkssprachigen
Erzählens inhaltlich und strukturell zu anderen
epistemischen und literarischen Formen hin öffnet und sie
zugleich als Medium etabliert, das enzyklopädisches Wissen
samt seiner Geltungsansprüche (auf Wahrheit, Vollständigkeit,
Verbindlichkeit) popularisiert, reflflektiert, kritisiert,
sogar parodiert.
1655-Lseprobe-Enzyklopadisches-Erzahlen.pdf